Die 30er Jahre und die Zeit des 2. Weltkrieges

Bis in die 30er Jahre hinein feierten die Hirschberger Schützenbrüder ihr Fest immer noch in der überkommenen Weise, das heißt es wurden nach wie vor auf Kosten der Gesellschaft bis zu 1000 Liter Freibier ausgeschenkt. Die Schänke wurde öffentlich meistbietend ausgeschrieben, den Zuschlag erhielt durchweg einer der Hirschberger Gastwirte.
Im Jahre 1930 ging man, weil die Kosten für das Freibier dem Verein zu hoch wurden, dazu über, gestaffelt nach Alter und Teilnahme an den Festzügen eine bestimmte Anzahl Biermarken auszugeben. Aber auch diese Lösung war offensichtlich noch zu kostspielig, denn im Protokoll der Generalversammlung vom 19. März 1933 ist vermerkt, daß man beschloß am Samstagabend vor dem Feste ein Faß Freibier von 50 Litern aufzulegen, um die alten Rechte nicht ganz abzuschaffen. Es wird für die eingefleischten Schützenbrüder sicher nicht erfreulich anzusehen gewesen sein, daß der alte Brauch des Ausschankes von Freibier ausstarb. Dafür durften sie sich aber um so mehr darüber freuen, daß während der gesamten 30er Jahre an vier Tagen Schützenfest gefeiert wurde.
Am Pfingstsamstag setzte man gegen 20 Uhr den Vogel auf, anschließend fand ein gemütliches Beisammensein in der Schützenhalle statt. Sonntags war von 16 bis 20 Uhr ein Konzert mit anschließendem öffentlichen Umzug. Der Pfingstmontag wurde mit der Schützenprozession eingeleitet, gegen 15 Uhr marschierte der Festzug, es folgten Konzert und Tanz in der Halle bis gegen 1 Uhr morgens. Der Pfingstdienstag begann mit dem Schützengottesdienst, um 9 Uhr wurde auf den Vogel geschossen, gegen 12 und 15 Uhr fanden öffentliche Umzüge statt, danach wurde noch bis gegen 2 Uhr getanzt und gefeiert.

Im Jahre 1932 schenkte das Königspaar August Adams und Anna geb. Schulte der Bruderschaft das Diadem, das seitdem von jeder Schützenkönigin getragen wird.

1934 kaufte die Bruderschaft einen neuen Baldachin für 500 Mark. 1935 wurde das schadhafte Bild des hl. Joseph in einer Fahne durch das Bild des hl. Georg ergänzt, weil die Bruderschaft unter diesem Patronat gegründet worden war.

Nur ein Jahr nach der Machtergreifung Hitlers und der Nationalsozialisten wurde auch in Hirschberg das Schützenwesen der Ideologie der Partei unterworfen. Die Generalversammlung von 1934 (25. Februar 1934) war die erste einer langen Reihe von Zusammenkünften, die mit dem Hitlergruß eröffnet wurde.
Drei Wochen später bekam die Schützenbruderschaft die Abschrift einer Bekanntmachung des Gauinspekteurs der NSDAP, des Landrates Dr. Teipel, vom 12. März zugestellt, wonach auch hier der Vorstand des Vereins gleichzuschalten sei. Nach weiteren drei Wochen, am 15. April, wurde eine außerordentliche Generalversammlung einberufen, deren erster und wichtigster Punkt mit "Durchführung der Gleichschaltung" überschrieben ist. Es wurden zwei neue Vorsitzende gewählt, die nun nicht mehr Hauptmann und Beisitzer sondern 1. und 2. Führer hießen. Seitdem wurden neue Vorstandsmitglieder nicht mehr von der Versammlung gewählt sondern vom Führer ,ernannt'. Die Versammlung erklärte sich dann mit dieser "Wahl" einverstanden. Auch bei der Entlastung des Rendanten wurden die Rechte der Versammlung beschnitten, sie fielen nun ebenfalls in den Aufgabenbereich des Führers. Die Gleichschaltung setzte natürlich voraus, daß der Verein eine
neue Satzung bekam. So lautet denn auch ein Tagesordnungspunkt der Generalversammlung vom 1. März 1936 ganz dem Stil der Zeit entsprechend kurz und bündig: "Bekanntmachung der neuen Statuten". Es ist hinzugesetzt: "Die Versammlung nahm Kenntnis von den neuen Statuten und nahm sie einstimmig an". Es war also nicht mehr üblich, eine Satzung zur Diskussion zu stellen und darüber abstimmen zu lassen, sie wurde den Schützen vorgelesen und dann von diesen wie selbstverständlich akzeptiert. Über das Aussehen dieser Satzung lässt sich nichts mehr sagen, weil von ihr keine Fassung mehr existieren dürfte, zumindest war in den Unterlagen des Vereins nichts mehr zu finden. Das Amt des Schriftführers und Rendanten wurde aufgetrennt und mit dem Posten des "Ortsringführers des Heimatbundes" ein neues Vorstandsamt geschaffen. Dazu wurden drei Personen ernannt, "die Versammlung genehmigte die Wahl einstimmig".

Die Einführung des sog. ,Winterhilfsschießens' und des Schießens auf die Scheibe im Jahre 1937 (neben dem Schießen auf Vogel und Geck) zeigt, dass auch für die Hirschberger Schützen mittlerweile die Bestimmungen der Satzung des Deutschen Schützenverbandes im Deutschen Reichsbund für Leibesübungen galten, die das Schützenwesen ganz den ideologischen und paramilitärischen Zielen des NS-Staates unterordnete und in der es u.a. heißt:

Zweck des Verbandes ist a) Pflege des Schießens, des Schießsports und des Schützenwesens im Dienste der allgemeinen Ziele des Staates und im Sinne der vom Reichssportführer geleiteten deutschen Sportbewegung, b) leibliche und charakterliche Erziehung seiner Mitglieder und Pflege des Volksbewusstseins im Geiste des nationalsozialistischen Staats.

Während des II. Weltkrieges und auch in der Notzeit der ersten Nachkriegsjahre wurde in Hirschberg kein Schützenfest gefeiert. Das Protokollbuch der Bruderschaft ist ebenfalls nicht fortgeführt. Die Schützenhalle wurde während dieser Zeit zweckentfremdet als Kaserne deutscher und alliierter Soldaten, als Möbel- und Vorratslager und als Pferdestall genutzt.